Chor im Fokus

Chorgemeinschaft Untertürkheim e. V.

„A Chorus Line am Wolfgangsee“ im November 2013 in der Sängerhalle Untertürkeim.
(Foto: Michael Fuchs)

kai-mueller-choere.de

Mein Chorfest Frankfurt

Ein Stimmungsbericht

Ausgerüstet mit einem gelben Bändle, an der meine Frankfurter „Chorcard“ hängt, tauche ich voll Erwartung ein in eine Mega-Veranstaltung mit mehr als 400 Chören, 20 000 Sängerinnen und Sängern sowie etlichen Besuchern – das Deutsche Chorfest!

Um keine Kompromisse eingehen zu müssen, habe ich mich von meinen Mitreisenden getrennt und kann nun genau die Konzerte anhören, die mir im Programmheft am besten gefallen haben. Mein erster Weg führt in die Hochschule für Musik und darstellende Kunst zum Wettbewerb der Kategorie Jazz / Pop / Gospel B. Hier stehe ich aber erstmal vor verschlossenen Türen, der Konzertsaal ist voll, um mich herum ein großes Gedränge von Wartenden. Na, das fängt ja gut an! Jeder Chor hat 20 Minuten, dann gehen die Türen auf und glücklicherweise werden einige Plätze frei. So funktioniert das Chorfest, voll, etwas chaotisch, trotzdem breitet sich zunehmend eine gewisse Gelassenheit und gute Laune aus, das gelbe Band der Sympathie verbindet.

Nun kommt Voice Cream mit Moon River, später Birdland. Beides habe ich 2004 in meinem ersten Chorkonzert „Music was my first love“ auch schon gesungen … Immer wieder begegnen mir Lieder aus früheren Projekten, alte Bekannte, die ich schon fast vergessen hatte, und es ist spannend zu hören, wie sie von anderen Chören interpretiert werden. Daneben gibt’s auch viele neue Stücke, die mich reizen würden – wie wär’s denn mal mit Grönemeyer? Mein Programmheft füllt sich mit Vorschlägen für unser Konzert 2013, und ich bin beeindruckt von der hohen Qualität der einzelnen Darbietungen.

Am Freitag ist lange Nacht der Chöre, und ich muss mich entscheiden: gehe ich in die Oper zum Elias, den einige der Unsrigen mitsingen, in den Palmengarten zu den Evergreens, zum Hessischen Rundfunk mit seiner super Akustik oder in die Katharinenkirche zu den Romantikern? Das ist das Tragische an diesem Chorfest: Sobald man sich für ein viel versprechendes Event entscheidet, verpasst man drei andere! Und das sind nur einige der Angebote, denn an diesem Abend ist Frankfurt „ganz Chor“. Nicht nur in den Konzertsälen und Kirchen wird gesungen, immer wieder entstehen auf Plätzen, in der U-Bahn oder in Lokalen Spontankonzerte einzelner Chöre.

Der Elias in der Alten Oper mit über 700 Sänger/innen ist großartig und überwältigend, danach braucht man eigentlich eine Pause. Ich lasse mich treiben und erreiche nach einem kurzen Spaziergang die wegen Überfüllung geschlossene Katharinenkirche. Nun packt mich der Ehrgeiz und hurra, ich ergattere den allerletzten Sitzplatz – vorne in der 2. Reihe! Leis’ rauscht die Nacht, Teil I und II von dem Frauenchor ex-semble a capella gesungen (natürlich mit etlichen Brahms-Liedern aus unserem Frauen- und Männerchorkonzert 2006) ist so überirdisch schön und so ergreifend, dass ich klammheimlich mein Taschentuch zücke und ein paar Tränen der Rührung vergieße.

Am Samstagmorgen dann der erste öffentliche Auftritt des neu gegründeten Männerchores der Chorgemeinschaft Kai Müller im IG-Metall-Haus direkt am Main. „Unsere“ Männer sind gut in Form und werden von den mitreisenden Damen natürlich begeistert bejubelt. Mittags singe ich selbst auf dem Römerberg im größten Beatles-Chor Deutschlands, fühle mich um Jahrzehnte jünger und lande prompt armschwingend und entrückt in Großaufnahme im RTL 2-Fernsehen. Das abendliche Festkonzert in der Jahrhunderthalle nur für geladene Gäste und in Anwesenheit des Bundespräsidenten Joachim Gauck lässt mich diese Peinlichkeit jedoch schnell vergessen. Leider ist dies auch das große Abschlusskonzert des Chorfestes. Auf dem Heimweg im Bus erfahre ich noch von vielen anderen interessanten Chören und weiß nur eines: Zum nächsten Chorfest, wo immer es auch sei, möchte ich auf jeden Fall wieder mit!

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von: Ulrike Laude, Chorgemeinschaft Kai Müller