Chor im Fokus

Sängerlust Oberweissach 1923 e. V.

Adventskonzert 2018 mit der Stubenmusik Althütte in der katholischen Kirche Unterweissach
(Foto: Vereinsarchiv)

facebook.com/saengerlust.oberweissach

Die Macht des Gesanges – Gesangsvereine als Orte der Demokratiebildung

   und   

Bildungsveranstaltungen mit Vortrag und Musikbeispielen (von Concerto vocale Tübingen live musiziert), der Workshop am 29.6. ist eine vertiefende Veranstaltung mit Publikumsbeteiligung und Diskussion.

Workshop mit dem Kammerchor Concerto vocale Tübingen

So, 29. Juni 2025, 19.15 - 22 Uhr, 
Tübingen: Seminarraum im Stadtteiltreff Waldhäuser-Ost, Berliner Ring 20, 72076 Tübingen, Haltestelle Ahornweg. Kostenlose Parkplätze vor dem Haus.

Musikalische Leitung: Peter Unterberg
Anmeldung ist erforderlich, da die Zahl der Plätze begrenzt ist: Bitte bis 20. Juni, allerspätestens bis 27. Juni 2025 an:
workshop@kammerchor-tuebingen.de   Rückfragen gerne an diese Mail-Adresse.
Teilnehmerbeitrag: Spende erbeten.

Gesprächskonzerte (Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich):

Freitag, 11. Juli 2025, 20 Uhr
Katharinenkirche Reutlingen: Rommelsbacher Str. 2, 72760 Reutlingen.

Sonntag, 13.7.2025, 18 Uhr
Wurmlinger Kapelle: Zwischen Tübingen und Rottenburg, vom Parkplatz "Wurmlinger Kapelle" in Rottenburg aus zu Fuß erreichbar.

Beschreibung des Projektes:

Beim Aufbau demokratischer Strukturen in Deutschland, insbesondere rund um die Revolution von 1848, spielten Gesangsvereine eine bedeutende Rolle. In einer Zeit, in der Presse und öffentliche Rede stark zensiert wurden, boten diese Vereinigungen einen relativ geschützten Raum für freien Austausch und gesellschaftskritische Diskussionen. Dadurch leisteten sie einen Beitrag zur Bildung eines politischen Bewusstseins. Gesang war dadurch nicht nur kulturelles Gut, sondern auch ein Medium für bürgerliche Emanzipation und demokratische Selbstvergewisserung.

Ausgangspunkt dieser Bewegung war die Welle der Schiller-Begeisterung in Stuttgart in den 1820er Jahren. Friedrich Schillers Gedicht „Die Macht des Gesanges“ formuliert das Leitmotiv: Musik könne „harte Herzen rühren“ und „die Fesseln zersprengen“ – eine klar erkennbare Metapher für politische Befreiung. Auch Jean Pauls Vision von Bildung als „poetischer Republik“ und Wilhelm Hauffs volksnah erzählte Märchen förderten ein Klima, in dem Kunst und Gesellschaftskritik untrennbar galten, ihre Schriften regten so zur Reflexion über Freiheit, Bildung und soziale Gerechtigkeit an.

Das gemeinsame Singen verkörperte genau dieses Ideal: freie Entfaltung der Persönlichkeit innerhalb einer solidarischen Gemeinschaft.

Die Sängerbewegung in Württemberg verstand sich nicht nur als musikalische Initiative, sondern verfolgte ein explizit bildungspolitisches Ziel: eine Musikalische Volksbildung, die auf einen freien, mündigen Bürger ohne soziale und bildungsmäßige Schranken hinarbeitete. Das gemeinsame Singen in den Gesangsvereinen bot einen sozialen Raum, in dem persönliche Freiheit und kollektive Identität miteinander verschmolzen, und diente als Medium der politischen Meinungsbildung. In den Chören manifestierte sich somit ein demokratisches Ideal, das durch kulturelle Teilhabe soziale Schranken überwinden und die Grundlage für eine emanzipatorische Bürgerschaft schaffen wollte

In diesem Sinne wurden Chöre zu Trägern eines frühen demokratischen Bewusstseins und zur Keimzelle einer Zivilgesellschaft, die sich zunehmend gegen autoritäre Strukturen richtete.

In unseren Veranstaltungen beleuchten wir diese spannende historische Entwicklung – von den Anfängen in den 1820er-Jahren über die revolutionären Jahre um 1848 bis hin zu den Spätwirkungen im ausgehenden 19. Jahrhundert.